Ehren- und bescheidene Formen japanischer Substantive

Japanisch ist eine faszinierende Sprache, die nicht nur durch ihre komplexen Schriftzeichen, sondern auch durch ihre vielfältigen sozialen Nuancen beeindruckt. Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften des Japanischen ist die Verwendung von Ehren- und bescheidenen Formen, die vor allem bei Substantiven eine wichtige Rolle spielen. Diese Formen sind tief in der japanischen Kultur und Etikette verankert und spiegeln den Respekt und die Höflichkeit wider, die im alltäglichen Umgang erwartet werden. In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit den Ehren- und bescheidenen Formen japanischer Substantive beschäftigen, ihre Funktion und Verwendung erläutern und Beispiele geben, um das Verständnis zu vertiefen.

Einführung in die Ehren- und bescheidenen Formen

Die japanische Sprache unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von westlichen Sprachen. Eine dieser Unterschiede ist die ausgeprägte Hierarchie, die im Sprachgebrauch zum Ausdruck kommt. Diese Hierarchie wird durch die Verwendung von Ehren- (keigo) und bescheidenen (kenjougo) Formen verdeutlicht. Keigo wird verwendet, um Respekt gegenüber der angesprochenen Person auszudrücken, während Kenjougo verwendet wird, um Bescheidenheit seitens des Sprechers zu zeigen.

Keigo: Die Ehrenform

Keigo ist die respektvolle Sprache, die verwendet wird, um Höflichkeit und Respekt gegenüber dem Gesprächspartner zu zeigen. Es gibt verschiedene Arten von Keigo, darunter Sonkeigo (尊敬語), die Ehrenform, und Kenjougo (謙譲語), die bescheidene Form. In diesem Abschnitt konzentrieren wir uns auf Sonkeigo.

Beispiele für Sonkeigo

1. **お父さん (otousan)** – Vater: Das Präfix „お“ (o) wird häufig verwendet, um Respekt auszudrücken. Anstelle des einfachen „父“ (chichi) wird „お父さん“ verwendet, um den eigenen oder den Vater einer anderen Person respektvoll zu erwähnen.
2. **お客様 (okyakusama)** – Kunde: Das Präfix „お“ und das Suffix „様“ (sama) werden hinzugefügt, um den Kunden besonders höflich anzusprechen.
3. **お茶 (ocha)** – Tee: Das Präfix „お“ verleiht dem Substantiv eine höfliche Konnotation.

Kenjougo: Die bescheidene Form

Kenjougo wird verwendet, um Bescheidenheit seitens des Sprechers auszudrücken und impliziert oft, dass die Handlungen des Sprechers im Vergleich zu denen des Gesprächspartners als weniger bedeutend betrachtet werden.

Beispiele für Kenjougo

1. **拙者 (sessha)** – Ich: Eine bescheidene Form von „Ich“, die oft von Samurai verwendet wurde. Heute ist sie selten in Gebrauch, aber sie illustriert die historische Bedeutung der bescheidenen Sprache.
2. **弊社 (heisha)** – Unsere Firma: Eine bescheidene Art, über die eigene Firma zu sprechen. Anstelle von „我が社“ (waga sha) wird „弊社“ verwendet, um Demut auszudrücken.
3. **私 (watakushi)** – Ich: Eine formelle und bescheidene Art, „Ich“ zu sagen, die oft in geschäftlichen und formellen Kontexten verwendet wird.

Praktische Anwendung im Alltag

Die korrekte Verwendung von Keigo und Kenjougo ist entscheidend für den Erfolg in vielen gesellschaftlichen und beruflichen Kontexten in Japan. Hier sind einige praktische Beispiele und Szenarien, in denen diese Formen verwendet werden.

Im Geschäftsleben

Im japanischen Geschäftsleben ist die richtige Verwendung von Ehren- und bescheidenen Formen unerlässlich. Wenn Sie beispielsweise einen Kunden begrüßen, sollten Sie eine respektvolle Sprache verwenden:

– „お客様、ようこそいらっしゃいました。“ (Okyakusama, youkoso irasshaimashita.) – Willkommen, lieber Kunde.

Wenn Sie über Ihr eigenes Unternehmen sprechen, sollten Sie eine bescheidene Sprache verwenden:

– „弊社は1970年に設立されました。“ (Heisha wa 1970-nen ni setsuritsu saremashita.) – Unsere Firma wurde 1970 gegründet.

In der Familie

Auch innerhalb der Familie kann die Verwendung von Keigo und Kenjougo Respekt und Höflichkeit vermitteln. Wenn Sie beispielsweise über die Eltern einer anderen Person sprechen, verwenden Sie die Ehrenform:

– „お父様はお元気ですか?“ (Otousama wa ogenki desu ka?) – Wie geht es Ihrem Vater?

Wenn Sie jedoch über Ihre eigenen Eltern sprechen, verwenden Sie eine bescheidenere Sprache:

– „父は元気です。“ (Chichi wa genki desu.) – Mein Vater ist gesund.

Im täglichen Umgang

Selbst im täglichen Umgang wird die Verwendung von Ehren- und bescheidenen Formen geschätzt. Wenn Sie beispielsweise jemanden zu sich nach Hause einladen, können Sie höfliche Sprache verwenden:

– „どうぞお入りください。“ (Douzo o hairi kudasai.) – Bitte kommen Sie herein.

Wenn Sie jedoch selbst eintreten, verwenden Sie eine bescheidenere Form:

– „失礼いたします。“ (Shitsurei itashimasu.) – Entschuldigen Sie die Störung.

Besondere Substantive im Japanischen

Es gibt bestimmte Substantive im Japanischen, die spezifische Ehren- oder bescheidene Formen haben und die oft in formellen Kontexten verwendet werden.

Ehrenform von Substantiven

1. **先生 (sensei)** – Lehrer: Dieser Begriff wird verwendet, um Lehrer, Ärzte oder andere Personen in respektvollen Positionen anzusprechen.
2. **社長 (shachou)** – Präsident der Firma: Ein respektvoller Begriff für den Firmenpräsidenten.
3. **お医者さん (oishasan)** – Arzt: Eine respektvolle Art, einen Arzt anzusprechen.

Bescheidene Form von Substantiven

1. **主人 (shujin)** – Mein Ehemann: Eine bescheidene Art, den eigenen Ehemann zu erwähnen.
2. **妻 (tsuma)** – Meine Ehefrau: Eine bescheidene Art, die eigene Ehefrau zu erwähnen.
3. **息子 (musuko)** – Mein Sohn: Eine bescheidene Art, den eigenen Sohn zu erwähnen.

Fazit

Die Verwendung von Ehren- und bescheidenen Formen in der japanischen Sprache ist ein wesentliches Element, das tief in der Kultur und den sozialen Normen Japans verwurzelt ist. Diese Formen helfen dabei, Respekt und Höflichkeit im täglichen Umgang auszudrücken und sind besonders in formellen und geschäftlichen Kontexten unerlässlich. Durch das Verständnis und die richtige Anwendung dieser Formen können Sie nicht nur Ihre Sprachkenntnisse verbessern, sondern auch ein tieferes Verständnis für die japanische Kultur und Etikette entwickeln.

Wenn Sie Japanisch lernen, ist es wichtig, sich mit diesen Nuancen vertraut zu machen und sie in verschiedenen Kontexten zu üben. Dies wird Ihnen helfen, sich sicher und respektvoll in verschiedenen sozialen Situationen in Japan zu bewegen.