Das Erlernen der japanischen Sprache kann eine spannende und lohnende Erfahrung sein, aber es bringt auch einige Herausforderungen mit sich. Eine der Hürden, die viele Deutschsprachige überwinden müssen, sind die japanischen Richtungsverben „いく“ (iku) und „くる“ (kuru). Diese beiden Verben sind essenziell, um Bewegungen und Richtungen im Japanischen korrekt auszudrücken. In diesem Artikel wollen wir uns eingehend mit diesen beiden Verben beschäftigen, ihre Bedeutungen und Unterschiede klären und praktische Beispiele geben, um ihre Anwendung zu verdeutlichen.
Grundbedeutung von いく und くる
Die Verben „いく“ und „くる“ lassen sich grob als „gehen“ und „kommen“ ins Deutsche übersetzen. Doch diese Übersetzung fängt die gesamte Bandbreite ihrer Verwendung im Japanischen nicht vollständig ein.
いく (iku) – Gehen
Das Verb „いく“ bedeutet im Wesentlichen „gehen“ oder „sich in eine Richtung bewegen, die weg vom Sprecher ist“. Es wird verwendet, wenn man ausdrücken möchte, dass man sich von einem bestimmten Ort entfernt. Zum Beispiel:
– 学校にいく (gakkou ni iku) – Ich gehe zur Schule.
– 友達の家にいく (tomodachi no ie ni iku) – Ich gehe zum Haus eines Freundes.
くる (kuru) – Kommen
Das Verb „くる“ bedeutet „kommen“ oder „sich in Richtung des Sprechers bewegen“. Es wird verwendet, wenn man ausdrücken möchte, dass sich jemand oder etwas in Richtung des Sprechers bewegt. Zum Beispiel:
– 友達が家にくる (tomodachi ga ie ni kuru) – Ein Freund kommt zu mir nach Hause.
– 会社にくる (kaisha ni kuru) – Ich komme zur Firma.
Der Perspektivwechsel: Wer ist der Sprecher?
Eine wichtige Überlegung bei der Verwendung von „いく“ und „くる“ ist die Perspektive des Sprechers. Im Japanischen ist die Perspektive entscheidend für die Wahl des richtigen Verbs.
Bewegung vom Sprecher weg
Wenn der Sprecher von sich selbst spricht und ausdrückt, dass er sich von seinem aktuellen Standort entfernt, benutzt er „いく“. Zum Beispiel:
– 明日東京にいく (ashita Toukyou ni iku) – Morgen gehe ich nach Tokio.
Bewegung auf den Sprecher zu
Wenn der Sprecher ausdrückt, dass sich jemand oder etwas in seine Richtung bewegt, benutzt er „くる“. Zum Beispiel:
– 明日友達が東京からくる (ashita tomodachi ga Toukyou kara kuru) – Morgen kommt ein Freund aus Tokio.
Kontextabhängige Unterschiede
Die Wahl zwischen „いく“ und „くる“ kann auch kontextabhängig sein. Dies bedeutet, dass der Kontext der Konversation und die Position der beteiligten Personen die Wahl des Verbs beeinflussen können.
Telefonate und schriftliche Kommunikation
In Telefonaten oder schriftlichen Kommunikationen kann die Wahl des Verbs variieren, je nachdem, wo sich der Sprecher und der Hörer befinden. Zum Beispiel:
– Wenn du jemanden anrufst und sagst, dass du zu ihm kommst, benutzt du „くる“:
– 今から家にくる (ima kara ie ni kuru) – Ich komme jetzt zu dir nach Hause.
– Wenn du jemandem schreibst, dass du zu einem Ort gehst, benutzt du „いく“:
– 明日会議にいく (ashita kaigi ni iku) – Morgen gehe ich zur Besprechung.
Räumliche Distanz und Nähe
Ein weiterer Faktor ist die räumliche Distanz oder Nähe des Ziels. Wenn das Ziel näher am Sprecher liegt, wird oft „くる“ verwendet, und wenn es weiter weg ist, wird „いく“ verwendet.
– 学校にいく (gakkou ni iku) – Ich gehe zur Schule (die Schule ist weiter weg).
– 先生が教室にくる (sensei ga kyoushitsu ni kuru) – Der Lehrer kommt ins Klassenzimmer (das Klassenzimmer ist näher).
Anwendungsbeispiele in verschiedenen Situationen
Um die Unterschiede und die richtige Anwendung von „いく“ und „くる“ besser zu verstehen, schauen wir uns einige praktische Beispiele an.
Beispiel 1: Einkaufen gehen
– いく: スーパーにいく (suupaa ni iku) – Ich gehe zum Supermarkt.
– くる: スーパーからくる (suupaa kara kuru) – Ich komme vom Supermarkt zurück.
Beispiel 2: Besuch von Freunden
– いく: 友達の家にいく (tomodachi no ie ni iku) – Ich gehe zu einem Freund nach Hause.
– くる: 友達が家にくる (tomodachi ga ie ni kuru) – Ein Freund kommt zu mir nach Hause.
Beispiel 3: Arbeit und Pendeln
– いく: 会社にいく (kaisha ni iku) – Ich gehe zur Firma.
– くる: 会社からくる (kaisha kara kuru) – Ich komme von der Firma zurück.
Besondere Verwendungsweisen und Ausdrücke
Neben den grundlegenden Anwendungen gibt es auch besondere Verwendungsweisen und feststehende Ausdrücke, die oft mit „いく“ und „くる“ verwendet werden. Diese können idiomatischen Charakter haben und sollten als solche gelernt werden.
いく in feststehenden Ausdrücken
– 成長していく (seichou shite iku) – Aufwachsen, sich weiterentwickeln.
– 結婚していく (kekkon shite iku) – Heiraten und ein gemeinsames Leben beginnen.
くる in feststehenden Ausdrücken
– 勉強してくる (benkyou shite kuru) – Lernen (und das Gelernte mitbringen).
– 問題が出てくる (mondai ga dete kuru) – Ein Problem taucht auf.
Fazit
Das Verständnis der japanischen Richtungsverben „いく“ und „くる“ ist entscheidend für eine korrekte Kommunikation im Japanischen. Diese Verben sind nicht nur einfache Übersetzungen von „gehen“ und „kommen“, sondern tragen auch subtile Bedeutungen, die von der Perspektive des Sprechers und dem Kontext abhängen. Indem man sich mit den Grundbedeutungen, dem Perspektivwechsel und den kontextabhängigen Unterschieden vertraut macht, kann man diese Verben effektiv einsetzen und seine japanischen Sprachkenntnisse erheblich verbessern.